ZEICHEN


Bilderverbote gelten nicht nur für explizite Darstellungen von Gewalt und Körpern, sondern auch für verfassungsfeindliche Zeichen, deren Verwendung aus politischen Gründen untersagt ist. Oft fallen jedoch nicht nur die Anhänger der verfassungsfeindlichen Ideologie, sondern auch ihre Gegner unter das Verbot, denn auch das Abbilden durchgestrichener oder zerbrochener Hakenkreuze ist beispielsweise untersagt.

Während nationalsozialistische Symbole im Spielfilm der historisch-getreuen Darstellung des Plots dienen, werden in Computerspielen Hakenkreuze etwa auf Armbinden durch ähnliche Symbole oder weiße Flecken ersetzt, andernfalls gerät das Computerspiel auf den Index. Im Gegensatz zum oft ebenfalls fiktiven Spielfilm erscheint das Computerspiel als zweckfreie Unterhaltung und steht stärker im Verdacht, zynisch zu sein. Die individuell gesteuerten Abläufe des Spiels werden als Involvierung, als Affektsteuerung empfunden und die Identifikation wird als gravierender eingeschätzt gegenüber dem passiven Betrachten der Filme. Bemerkenswert ist dies, weil die Spiele eine rein fiktiv-virtuelle 3D-Welt zeigen, die Spielfilme jedoch Inszenierungen mit realen Menschen, Orten und Gegenständen sind.

Wie begegnen wir den Zeichen, wie verhalten wir uns den Zeichen gegenüber?
Die Kulturtheoretikerin Susan Sontag stellte bereits in den 70er Jahren (ausgehend von der Kontroverse um Leni Riefenstahl und die nationalsozialistische Propaganda) fest, dass unsere Wahrnehmung und unsere Reaktion auf Bilder stärker durch das Umfeld der Motive und den Zusammenhang der Verwendung bestimmt sind, als durch die Bilder selbst. Ob Abbildungen im Sinne eines verfassungsfeindlichen Zeichens verwendet werden oder in erlaubter Weise zu historischen und dokumentarischen Zwecken dienen, ist nicht am Motiv selbst, sondern nur durch den Kontext ablesbar. An Hand der Versuche, im Internet durch Filter und die Anwendung gesetzlicher Regelungen eine Bilderordnung herzustellen, lässt sich dies sehr einfach nachvollziehen. Die gleichen Motive tauchen einmal als erlaubte, historische Abbildungen auf, andere Webseiten präsentieren diese Darstellungen als gefilterte und verfassungsfeindliche Bilder. Prekär ist diese Unterscheidung im digitalen Raum, weil das Umfeld hier schnell und nahezu beliebig austauschbar ist. Flickr oder You-Tube laden offensiv dazu ein, Inhalte anders einzubinden.

Hinsichtlich der Zeichen, die als verschwörerische oder verbotene Erkennungen funktionieren, zeigt sich noch eine andere Form des Austauschs. Insbesondere in den 1990er Jahren reagierte die rechte Szene auf Verbote bestimmter Zeichen durch das Erfinden neuer Abkürzungen und Symbole.

Gerade das stellt uns nochmals vor eine neue Herausforderung. Wie können wir Zeichen und dahinterliegende Absichten erkennen?

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